Wir sind von so vielen ehrbaren Menschen umgeben – na dann lasst uns mal eine Künstlerin würdigen, die einen „nicht vorbildlichen“ Lebenswandel bescheinigt bekam. Jedenfalls war das die Begründung, weshalb es die Christdemokraten ablehnten, in ihrer Heimatstadt einen Platz nach ihr zu benennen. Welche Stadt das war? Vielleicht deine eigene?
An die deutsche Sängerin und Schauspielerin Nico wurde 2018 mit zwei Jubiläen erinnert: 30. Todestag und 80. Geburtstag. Das heute legendäre Album „The Velvet Underground & Nico“ (produced by Andy Warhol) prägte ihr Leben, und der Lou Reed-Song „Femme Fatale“ wurde ihr Markenzeichen und auch Brandzeichen (nur zur Erinnerung: Das war 1967 und von Krautrock oder sowas wie deutscher Popmusik keine Spur). Mehr als ein Dutzend einflussreicher Solo-Alben folgten.
Gründe genug für eine Gutfeeling-Tribute-Single? Oder fiel die Entscheidung erst, als das Vogue-Magazin 2017 die „Sphinx aus Eis“ (Werner Fritsch) zur Nr.1 der „einflussreichsten Rock-Blondinen aller Zeiten“ kürte, obwohl sie sich ja bald die Haare schwarz gefärbt hatte? Aber egal, die Details zu „Remembering Nico“ sind nicht weniger komplex …
An kein Nico-Jubiläum dachten die Electro-Folk-Band Das Hobos und Dichter/Autor Franz Dobler, als sie sich im Sommer 2015 am Bahnhofsgelände von Buchloe zu einer langen Session trafen. Die Nico-Reminiszenz „Verhängnisvolle Frau“ war eben eines der Gedichte, zu denen Das Hobos improvisierten. Es ist nicht nur eine melancholische Erinnerung an eines ihrer letzten Konzerte, sondern erzählt auch, wie Nico dabei von einem Fan genervt wurde, der sie permanent mit „Femme Fatal“- und „Verhängnisvolle Frau“-Zwischenrufen störte (sie sang es nicht).
Die Idee, den Nico-Track zu veröffentlichen, kam erst zwei Jahre später, als der Nürnberger Verleger (Starfruit Publications) und Direktor des Instituts für Moderne Kunst Manfred Rothenberger das Gedicht für den Katalog zur Nico-Ausstellung im Frühjahr 2019 haben wollte und auch an der Vertonung interessiert war, weil er Nico-Covers und Songs über sie sammelte.
Brennendes Interesse bei Gutfeeling Records (wo Das Hobos zuletzt ihre Single „Cash Only“ veröffentlicht hatten) und der Beginn einer echten Family Affair. Mastermind G.Rag übernahm die Regie für die b-Seite: zwischen den Konzerten bei einem Surfcamp in Biarritz im Sommer 2018 sang die wunderbare Leonie Felle „Femme Fatale“ ins 4-Spur-Gerät, begleitet von den No Wave-Rockern G.Rag/Zelig Implosion Deluxxe und einem Teil ihrer „Leonie Singt“-Band. Und sie hat sich natürlich nicht als Nico personifiziert, sondern auf ihre eigene Art den Lou Reed-Klassiker in unsere ehrbare Gegenwart gecovert.
Plattentaufen:
5. Dezember 20:30 München POLKA
6. Dezember 21:00 Augsburg Grandhotel Cosmopolis
Zusammen mit
Dobler Hobos Leonie g.rag zelig deluxxe
Die 7″ Vinyl Single lässt sich hier bestellen:
https://www.gutfeeling.de/shop/gutfeeling/leonie-singt/various-artists-remembering-nico/
Wer eine Doku zu Nico sehen möchte, kann das gerne auf YouTube (Nico Icon) tun.